Wenn ein geliebter Mensch an Demenz erkrankt, verändert sich der Alltag grundlegend. Er wird unberechenbar, voller neuer Herausforderungen – und oft auch voller Hilflosigkeit. Vielleicht merkst Du, dass Du an Deine Grenzen kommst – emotional, körperlich oder organisatorisch. Vielleicht fragst Du Dich, wie Du richtig reagieren sollst, wenn Dein Vater plötzlich stur wird oder Deine Mutter Dich nicht mehr erkennt.
Diese zehn Regeln helfen Dir, Dich im Pflegealltag zu orientieren – nicht perfekt, aber menschlich. Und sie erinnern Dich daran: Du bist nicht allein.
Demenz ist nicht einfach nur Vergesslichkeit. Wenn Du verstehst, was im Gehirn passiert, fällt es Dir leichter, ruhig zu bleiben. Du musst keine medizinischen Fachartikel lesen – aber ein gutes Grundlagenwissen über die Krankheit hilft Dir, Verhaltensweisen einzuordnen. Auch über rechtliche und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten lohnt es sich, frühzeitig Bescheid zu wissen.
Demenz lässt sich nicht aufhalten. Die betroffene Person verändert sich – und das kann wehtun. Aber Widerstand gegen das Unvermeidliche macht alles nur schwerer. Es hilft, nicht gegen die Krankheit zu kämpfen, sondern mit ihr zu leben. Akzeptanz heißt nicht Aufgeben – sondern liebevolles Annehmen.
Sprich langsam, deutlich und mit einfachen Worten. Vermeide lange Sätze und unnötige Entscheidungen. Sag lieber: „Möchtest Du Tee oder Kaffee?“ statt „Was möchtest Du trinken?“ Und das Wichtigste: Gib Zeit zum Antworten. Pausen sind keine Leere, sondern Brücken.
Ein klarer Tagesablauf beruhigt. Feste Rituale, gewohnte Abläufe und vertraute Gegenstände geben Sicherheit. Ob Frühstück zur gleichen Zeit, der tägliche Spaziergang oder ein immer gleiches Gutenacht-Ritual – Regelmäßigkeit hilft, sich im eigenen Leben besser zurechtzufinden.
Menschen mit Demenz können plötzlich wütend, unruhig oder sogar aggressiv reagieren. Das ist oft keine Ablehnung Dir gegenüber – sondern ein Ausdruck von Angst oder Überforderung. Versuch, die Situation zu beruhigen, statt zu diskutieren. Und: Nimm es nicht persönlich. Auch wenn das schwerfällt.
Viele Menschen mit Demenz drücken sich weniger über Sprache, sondern mehr über Gefühle aus. Wenn jemand traurig oder ängstlich wirkt, nimm das ernst – selbst wenn die Worte nicht dazu passen. Zeig Verständnis. Sag zum Beispiel: „Das klingt beängstigend. Ich bin da.“
Biete Hilfe an, aber übernimm nicht sofort jede Aufgabe. Menschen mit Demenz möchten sich oft noch nützlich fühlen. Vielleicht klappt das Tischdecken nicht perfekt – aber es stärkt das Gefühl, noch etwas beitragen zu können. Autonomie, so weit wie möglich, gibt Selbstwertgefühl.
Aktivitäten geben Struktur und Halt. Wichtig ist, dass sie nicht überfordern. Wäsche sortieren, Blumen gießen, gemeinsam Musik hören oder alte Fotos anschauen – solche Aufgaben sind mehr als nur „Beschäftigung“. Sie helfen, verbunden zu bleiben.
Wenn etwas schiefläuft – ein Herd bleibt an, ein Termin wird vergessen – versuch, keine Vorwürfe zu machen. Die betroffene Person kann es oft nicht anders. Kritik erzeugt nur Scham oder Rückzug. Sag lieber: „Kein Problem, wir machen das gemeinsam.“
Demenz bedeutet nicht, dass keine schönen Momente mehr möglich sind. Im Gegenteil: Gemeinsame Erlebnisse – wie ein Ausflug ins Grüne, ein vertrautes Lied oder ein einfaches Kartenspiel – können Nähe und Freude schaffen. Vielleicht vergisst die Person den Moment – aber sie behält das Gefühl.
Diese zehn Regeln sind kein Rezept, das immer passt. Aber sie geben Dir Orientierung. Vielleicht wirst Du nicht jeden Tag Geduld haben. Vielleicht wirst Du manchmal traurig oder wütend sein. Das ist menschlich. Wichtig ist: Du bist da. Und das allein macht einen Unterschied.
In der RememBär Akademie lernst Du Schritt für Schritt, wie Du liebevoll, sicher und entlastet mit dem Thema Demenz umgehen kannst. Die Module sind kostenlos, verständlich aufgebaut – und speziell für Angehörige wie Dich.